Ich hab’s ja schonmal im Artikel “[intlink id=”715″ type=”post”]Die schimmelige Rosine im Rebstock[/intlink]” kurz umrissen, was ich von staatlicher Krisenhilfe halte.

Gut, einige mögen den Eindruck gehabt haben, daß ich alle kriselnden Unternehmer über einen Kamm geschoren habe. Schließlich war meine Aussage sehr allgemein gehalten. Doch meiner Meinung nach ist es nunmal wirklich so zu betrachten … grundsätzlich zumindest.

Natürlich gibt es wie überall auch Ausnahmen bzw. darf man manche Fälle auch gern etwas differenzierter betrachten und beurteilen.

Nehmen wir mal das Beispiel Opel. Ein Unternehmen, welches vor vielen Jahren in den Mutterkonzern GM aufging, weil diese Traditionsfirma sonst von der Bildfläche verschwunden wäre. So wie seinerzeit DKW, die von Audi geschluckt und dann stillschweigend vom Markt verschwand.

Opel hatte es besser getroffen, weil die Mutter die Marke weiterführte. Opel konnte sich zumindest weitestgehend behaupten und war stehts (zumindest in der sogenannten Golf-Klasse) ein harter Gegner für Volkswagen. Ich möchte jetzt keinen Glaubenskrieg auslösen, aber bei den anderen Modellen war die Marke Opel nunmal wirklich nicht der wahre Hit, weil sie immer etwas altbacken wirkten – oder zumindest diesen Ruf inne hatten. Wenn jemand von dem Opelfahrer sprach, hatte ich immer einen älteren Herrn mit Hut und umhäkelter Klorolle auf der Hutablage vor Augen. :vampirshrek:

Aber ich schweife jetzt zu weit ab. Egal wie der Ruf von Opel war, die Verkaufszahlen waren soweit ok, daß GM nicht auf den Gedanken kam die Tochter sterben zu lassen. Es gab einfach zu gute Innovationen und Produktionsstätten bei Opel.

Nun kam aber infolge der weltweiten Wirtschaftskrise die große Mutter GM ins straucheln und es mußten Pläne her, wie man den Konzern (welcher einer der führenden weltweit ist) wieder gesunden kann. Selbstverständlich wird in einem solchen Fall bei jedem Unternehmen zuerst überlegt wo man Kosten einsparen kann.

Personal! Ist zwar das Wichtigste in einem Produktionsbetrieb, aber auch mit das Teuerste.

Es gab vor langer Zeit einen jüdischen Kaufmann der sinngemäß folgendes gesagt hat:

Ich wünsche meinem Mitbewerber alles Gute … und viel Personal

Die Mitarbeiter können ein Unternehmen zu Höhenflügen veranlassen, aber genauso auch in den Ruin treiben. Die Kosten sind nunmal enorm.

Personal “abstoßen” ist aber auch nicht einfach mal so getan. Wenn man die Betriebsstätten erhalten will, dann muß man sehen, daß genug Personal übrig bleibt um den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Wenn bei der Kalkulation dann aber das Sparpotential nicht hoch genug ist, muß man überlegen, welche Teile des Betriebs stillgelegt werden könnten. Dabei ist u.a. zu berücksichtigen

  1. Qualitätsstandard muß erhalten bleiben
  2. Kundenerreichbarkeit bzw. -support darf nicht leiden
  3. bestmögliches Einsparpotential erreichen

Und bei alledem natürlich auch den ggf. vorhandenen Betriebsrat mit ins Boot zu bekommen.

General Motors war also nun an dem Punkt angelangt, wo es als Unternehmen zusehen mußte wie es weiter überleben kann. In Deutschland kam nun die Sorge auf, daß entweder Opel gänzlich abgestoßen wird oder zumindest die Produktionsstätten schließen. Für die Entwicklungszentren war die Gefahr nicht ganz so gr0ß, weil diese von GM nunmal noch sehr wichtig sein könnten um nach der Genesung wieder groß rauszukommen.

Wer wartet aber schon gerne ab, bis jemand mit einem großen Besen daher kommt und alles rausfegt was nach Meinung der Geschäftsführung verzichtbar ist?

So kam dann also die Diskussion auf wie man Opel retten könnte. Daß in diesem Fall der Staat erstmal mit ans Boot kam und eine Milliardenbürgschaft in Aussicht stellte, ist meiner Meinung nach gut gewesen. Schließlich war die Mutter ins Straucheln geraten und drohte Opel mit in den Sog zu ziehen. Es hatte also nicht zwingend mit Fehlmanagement seitens Opel zu tun, wie im Fall Schaeffler die sich mit Continental verhoben hat.

Aber nun kommt’s: Mit Dollarzeichen in den Augen ob der Möglichkeit billig an gutes Geld zu kommen, tauchten urplötzlich Trittbrettfahrer auf. Arcandor/Karstadt ist nach meiner Ansicht dabei einer der dreistesten Bittsteller. Ein Konzern der vor ganicht all zu langer Zeit schonmal kurz vorm Bankrott stand, sich dann etwas aufrappelte und auf wackeligen Beinen umhertorkelte, steht nun vor der berliner Regierungstür und bettelt. “hasse ma ‘n paar Milliarden Euro?”

Natürlich wird dabei als schweres Gewicht das nun von der Arbeitslosigkeit bedrohte Personal (immerhin rund 50.000 Menschen) in die Waagschale gehievt. Schließlich sind das rund 15.000 mehr als bei Opel. Wenn das mal nicht zieht!

Gut, wenn ich Unternehmer wäre, würde ich’s vielleicht auch so machen … nach dem Motto “fragen kost’ ja nix”. Aber moralisch finde ich es einfach nur unverschämt.

Zum Glück aber wurde es zuerst von diversen Wirtsschaftprüfern, dann auch von der EU abgeschmettert. Wie es allerdings unsere Regierung handhaben wird? Schließlich stehen wir 4 Monate vor den Wahlen – da wird keine der Parteien freiwillig die Hand aus dem Feuer ziehen. Oder etwa doch? 😮

Wir sollten dabei aber auch nicht vergessen, woher die Krise kommt. Die Banker weltweit hatten den Mund weiter aufgerissen, als der Magen schlucken kann und so brach eines Tages alles zusammen. Annähernd jede Bank hatte sich übernommen und das ganze, über Jahre aufgebaute Kartenhaus stürzte ein.

Dazu mal eine kleine Anekdote nur so am Rande:

Gestern beim Pilawa im Ersten, gab’s in seinem Quiz ein tolles (unfreiwilliges) Beispiel über die Denkweise von Bankern.

Da saßen zwei Kandidatinnen auf den Stühlen und standen vor der Lösung einer Frage. Die zuerst an der Reihe war, wußte nicht wirklich welcher der 4 Lösungsvorschläge der richtige ist. Sie übergab an die Freundin – die beruflich in einer Bank tätig ist – mit dem Hinweis, daß sie bei der gewählten Antwort “D” nur zu 10% sicher ist.

Nun wurd’s spannend. Entweder die Bankerin weiß es besser und kann die Frage beantworten oder sie muß überlegen wie sie aus der Nummer wieder raus kommt ohne Verlust einzufahren.

Der zweite Fall trat ein. Sie wußte die Antwort nicht und überlegte wie schwer die 10% nun zu werten seien. Unser Herr Pilawa warf schmunzelnd ein, daß bei einer ausgewählten Antwort von 4 möglichen ja die 10% schon anders zu werten wären. Die Bankerin verstand dies und machte kurzerhand aus den 10% einfach mal 25%. Ist bis hier hin ja auch nicht wirklich falsch. :chuckle:

Sah schon um einiges besser aus und die Chancen mit dieser Antwort richtig zu liegen stiegen enorm. :ok:

Pilawa hatte Spaß und so feixte und grübelte unsere Kandidatin noch ein wenig herum bis sie dann in den Raum warf

Wenn ich mich jetzt auch für die Antwort “D” entscheide, kann ich ja meine 25% auch noch draufwerfen und schon sind wir bei 50%

Tja, was will man dazu sagen? :DD

Pilawa hat allerdings korrekt reagiert, indem er meinte, daß er nun verstünde wie es zu der Wirtschaftskrise durch die Banken gekommen sei.


Nun aber wieder zurück zu eigentlichen Thema.

Es ist jetzt nunmal so passiert und wir müssen sehen wie wir wieder aus der Krise herauskommen. Daß unser Staat dabei nach Kräften versucht zu helfen und die Arbeitgeber und – nehmer nicht im Regen stehen zu lassen finde ich lobenswert. Und ich hoffe auch, daß sie sich dabei nicht von dem ein oder anderen Abzocker verarschen läßt.

Aber auch die kleinen Unternehmen sollten dabei nicht vergessen werden. Gerade die Zulieferbetriebe der Autoindustrie sind ebenfalls schwer gebeutelt und kämpfen ums Überleben.

Nur sollte man sich nicht immer von den Mitarbeiterzahlen einschüchtern lassen. Natürlich ist es tragisch wenn einige Tausende plötzlich arbeitslos werden könnten. Natürlich muß man überlegen ob man diese irgendwie vermeiden kann. Aber es sollte immer bedacht werden, daß nicht jedes zur Zeit von der Insolvenz bedrohte Unternehmen durch die Krise in diese Situation geraten ist.

Und manchmal kann es kostengünstiger sein Arbeitslosengeld zu zahlen als Milliarden in ein Unternehmen ohne Zukunft zu stecken. Manchmal muß sich auch die gesamte Wirtschaft gesundschrumpfen.


:oldman: der_uffreescher

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