Jede Generation hat so ihre Probleme mit der Jugend. Unsere Eltern haben sich sicher über uns genauso uffgereescht, wie wir uns über die Jugend von heute uffreesche. :pfeifen:

Es ist ein Thema, über das schon viel geschrieben wurde, aber letztendlich finde ich trotzdem, daß die heutige Jugend garnicht weiß, was sie an den (nicht nur) technischen Errungenschaften hat, für die wir gesorgt haben! :poeh:

Fangen wir mal mit dem Telefon an. Heute kann sich doch kaum jemand vorstellen, überhaupt noch ohne das geliebte Handy auszukommen. :tel: Nicht, daß ich heute gern darauf verzichten möchte, aber zu meiner Jugendzeit ging es auch ohne die mobile Erreichbarkeit. Wenn ich schon höre, wie sich jemand darüber uffreescht, weil ich mal nicht ans Telefon gegangen bin: “Ey, wo warst Du vorhin? Hab versucht Dich anzurufen!”

Na und? Hallo? Geht’s noch? :vogelzeig:

Vielleicht hatte ich keine Lust zu telefonieren? Könnte natürlich auch sein, daß ich einfach nicht mit Dir reden wollte. Vielleicht bin ich Kacken gewesen?

Als es noch keinen Mobilfunk gab und ich nicht Zuhause war, dann konnten die, die mich anrufen wollten von Glück reden, wenn ich einen Anrufbeantworter hatte. Denn ohne den hätte ich an den meisten Telefonen nichtmal gesehen, daß ich überhaupt angerufen wurde. Und? Auch das ging, denn wenn mich wer erreichen und sprechen wollte, dann hat er es einfach später nochmal versucht … und das sogar, ohne sich darüber aufzuregen. Auch das sogenannte “Anklopfen” gabs nich. Wenn ich grad telefonierte und mich jemand anrufen wollte, dann bekam er einfach ein Besetztzeichen. Auch darüber hat sich niemand uffgereecht. Schließlich war es normal so. Wie es auch normal war, daß nicht jeder Haushalt überhaupt einen Telefonanschluß hatte!
Wollte ich dann mit einem Freund darüber sprechen, ob und wann wir am Wochenende in die Disko gehen, hab ich mir halt die Schuhe und eine Jacke angezogen und bin zu Fuß die 10 Minuten bis zu ihm gelaufen um alle Details zu klären. :nick:

Apropos Disko: Gabs nicht an jeder Ecke, und wenn man dann nicht grad mitten in Düsseldorf aufgewachsen ist, war die nächste auch brauchbare Disko gern auch mal in der nächstgelegenen Stadt, die 10km entfernt lag. Da Busse nicht wirklich regelmäßig – wenn überhaupt am Wochenende – fuhren, blieb entweder das Fahrrad, das Mofa oder … ja, der Daumen. Trampen war halt noch wirklich üblich.


Oder auch die Sache mir der Post. Klar reescht es die Meisten uff, wenn ein Brief mal länger als 1 Tag unterwegs ist, weil man sich daran gewöhnt hat, daß es meist nicht länger dauert. Aber hey, was sind schon 2 Tage? Wir mußte damals damit leben, daß ein Brief locker eine ganze Woche unterwegs war. Und das nicht nur von Hamburg nach München, sondern gern auch mal von Duisburg nach Dortmund. Eine Brieffreundschaft bedeutete da, Geduld zu haben, denn bis man auf seinen Brief eine Antwort in Händen hielt, waren da mal ratz fatz 2 Wochen ins Land gegangen – vorausgesetzt, der Brieffreund antwortete auch zeitnah. Aber es war ja nicht damit getan den Brief zu schreiben und dann auf einen “Senden”-Button zu klicken, wie es heute für eMails üblich ist.

Nee, wir haben noch richtig mit Tinte auf Papier geschrieben, mit der Hand. :schreiben: Und dann diesen Brief in einen Umschlag gesteckt, der vorher meistens nochmal geschrieben wurde, wegen der Schreibfehler oder Änderungen. Dann zu Fuß zu einem Briefkasten – diese gelben Kästen, die manchmal am Straßenrand stehen – oder wenn man keine Briefmarke zur Hand hatte, dann sogar bis zum Postamt, um den Brief auf die Reise zu schicken.

Aber heute gibts ja SMS, schnell wie der Wind geschickt und auch Antwort erhalten. Klappt sogar auf dem Schulhof über sagenhafte 10m Distanz. Warum noch zum Schulfreund latschen, wenn eine SMS schneller ist? Mit den in den Knien hängenden Hosen und den 20m langen Schuhbändern kommste auch wirklich nicht schnell voran.

Datt is aber nich allet. Das Fernsehprogramm bestand in fast ganz Deuschland aus nur 3 Programmen. Wenn man grenznah gewohnt hat, dann konnte man auch die Programme z. B. aus Österreich, der Schweiz, den Niederlanden sehen. Immerhin ein bisschen Abwechslung. Aber auch nur bis etwa Mitternacht, denn dann war Sendeschluß. :schlafen_gehen:

Testbild
Testbild

Danach gabs nur kurz ein Testbild und anschließend ein einziges Rauschen.

Altes ARD Logo
Altes ARD Logo

Aber nicht nur ein Testbild und Rauschen über Nacht war total normal. Auch wurden die Programme noch live von einem Moderator angekündigt mit kurzer Beschreibung worum es in der Sendung oder dem Film geht. Genauso wie es auch gern mal vorkam, daß zwischen zwei Sendungen eine Sendepause lag. Dann wurde das Programmlogo gezeigt und irgendwann ging es los.

Bildstörungen waren ebenfalls nicht unüblich und wurden dann auch wieder mit einem entsprechenden Bild gekennzeichnet.

Wenn ich so darüber nachdenke, waren wir doch im Prinzip richtig widerstandsfähig und kamen mit viel weniger aus. Natürlich hockten wir dadurch auch nicht so viel in der Bude vor dem PC oder der Playstation/XBox.

Atari 2600
Atari 2600, 1977

Computer (für den Privatgebrauch) gab es nicht. Die ersten Spielekonsolen, wie die Atari 2600, kamen erst in der zweiten Hälfte der 1970er auf den Markt. Space Invaders, Pong und PacMan in Klötzchengrafik – das war Hightech und man brauchte noch echte Phantasie um in den groben Pixeln Bilder zu erkennen.

Wer seinen Eltern sowas aus den Ärmeln leiern konnte war der König in der Clique und hatte mehr Besuch Zuhause, als ihm manchmal lieb war. :erschrecken:

Und trotzdem spielte sich das Leben auf der Straße ab. Straßenfußball spielen, auf Spielplätzen abhängen oder auch einfach nur um die Häuser ziehen, waren normal. Nicht nur, weil einen die Eltern aus dem Haus jagten wenns Wetter gut war. Das bedeutete, solange nicht sintflutartige Regenfälle oder meterhohe Schneewehen über dem Land lagen, war das Wetter gut genug um draußen zu spielen. Dicke Jacke oder Ostfriesennerz/Parka angezogen und ab nach draußen.

Ja, da guckt ihr Weicheier von heute. Damals gabs noch rosa Wangen von der frischen Luft, statt durchsichtige und schlecht durchblutete Haut, weil diese kein Tageslicht zu sehen bekam. :nana:

Radiorekorder
Radiorekorder, ca. 1975

Nicht nur die Computer fehlten uns. Walkman, mp3-Player, Diskman usw. kannten wir auch nicht. Wenn man Glück bzw. großzügige Eltern hatte, dann konnte man stolz sein, einen Radiorekorder sein Eigen zu nennen. Der wurde dann mit 4 – 6 Monozellen (Batterien) bestückt, welche sein Kampfgewicht auf lockere 3kg hoben, eine – meistens selbst in mühevoller Arbeit aus dem Radio aufgenommene – Musikkassette eingelegt und mit der Clique im Schlepptau wurde die Mucke aufgedreht und die Straßen beschallt.

Heutzutage besteht das Problem nicht mehr darin, seine Musikkassette überhaupt mit Musik voll zu bekommen, weil es ein schwieriges Unterfangen war die Lieder per Hand aufzunehmen, da man immer damit rechnen mußte, daß der Radiomoderator ins Lied reinsprach und somit die Aufnahme versaute. Sondern das Problem der verwöhnten Blagen besteht heute darin, daß sie garnicht mehr wissen wohin mit den Massen an Musik. Der Speicherplatz ist ständig zu knapp, egal ob 1, 2 oder 16GB Speicher im mp3-Player stecken.

Das Platzproblem im Player von den Kiddies von heute ist aber eigentlich garkein Problem. Wir hatten da ganz andere Probleme, denn wir mußten wirklich Schränke aufstellen um unsere Musiksammlung unterzubringen. Hat einer von Euch kleinen Scheißern mal eine Vinylplatte in den Händen gehabt? Davon mal 100 Stück ins Regal gestellt (und da waren dann bei Langspielplatten kaum 11 Stunden Musik drauf), dann weiß man, was ein Platzproblem ist!

Es ließe sich endlos so weitermachen, aber wie ich eingangs schon schrubbte, haben unsere Eltern sicherlich ähnlich über uns gedacht.

Aber ich wollte es einfach mal loswerden

:oldman:

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